Inhalt
Die 12-jährige Madison ist eine überaus ehrgeizige Bahn-Radrennfahrerin mit Nationalkader-Ambitionen. Von ihrem Vater, einem erfolgreichen Radprofi, unentwegt zu Höchstleistungen angetrieben, schafft sie es aufgrund von Verletzungen jedoch nicht, sich fürs diesjährige Trainingscamp zu qualifizieren. Als sie daraufhin den Sommer mit ihrer Yoga lehrenden, vom Vater getrennt lebenden Mutter in den Bergen Tirols verbringt, trainiert sie dort zunächst fleißig weiter. Bald gewinnt sie hier neue Freundinnen und entwickelt schüchterne Zuneigung zu einem Jungen. Madison erkundet die Natur, das Rennrad gerät immer mehr in den Hintergrund. Gemeinsam mit ihren Freundinnen entdeckt sie das Mountainbiken und macht die Erfahrung, dass Radfahren auch lustvoller, erlebnisintensiver Spaß sein kann. Ihren leistungssportversessenen Vater, der schließlich ins Bergdorf kommt, um Madison abzuholen und fürs nächste Trainingscamp zu gewinnen, lässt sie, wenn auch schweren Herzens, abblitzen.
Umsetzung
Vor einer Bilderbuch-Alpenkulisse im Hochglanz-Look exponiert der Familienfilm in seinem Hauptteil die Lösungsversuche von Madisons Wurzeln aus der freudlosen Welt des väterlich geprägten Leistungssports. Der kontrastdramaturgisch angelegte Spannungsbogen entwickelt sich über Natur- und Freundschaftsbegegnungen zu einer neu erweckten, weniger leistungsgetriebenen Erlebnisfähigkeit bis hin zur Selbstfindung der Protagonistin über weite Strecken langsam, auch ein wenig absehbar. Als Intermezzi dienen rasante, musikalisch entsprechend dramatisierte Radfahrten, bei denen die Zuschauerinnen und Zuschauer gleichsam mitfahren. Die ohne tiefergehende Schilderung von Ambivalenzen, Konflikten und aufmüpfigem, gar rebellischem Aufbegehren auskommende Darstellung des Coming-of-Age der Protagonistin ist nicht ganz frei von Klischees und Stereotypen. Das betrifft namentlich auch die Figurenzeichnung von Madisons Mutter und Vater.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Thematische Anknüpfungspunkte bieten sich im Narrativ des Sports als Medium von Kampf und Leistung in Abgrenzung zu seinen mehr erlebnis- und lustorientierten Möglichkeiten zuhauf. Auch wenn die Titelfigur nicht uneingeschränkt als Role-Model und Sympathieträgerin erscheint, ist eine genauere filmanalytische Betrachtung ihrer Figur ebenso wie die der Rollen von Madisons Vater und Mutter sowie ihrer Freundinnen ergiebig. In diesem Zusammenhang könnte man auch die filmdramaturgisch aufschlussreiche Frage nach alternativen „kathartischen“ Wendungen diskutieren, welche die adoleszente Protagonistin dann möglicherweise in ganz andere Welten als die des Sports führte. Anhand eines sequenziellen Vergleichs mit Tobias Wiemanns teils ähnlichem, teils jedoch sehr unterschiedlichem Film AMELIE RENNT (Deutschland/Italien 2017) lassen sich in MADISON Charakteristika der Kameragestaltung, Figurenkonstellation, Konfliktdramaturgie und des Rollensettings wie auch konstitutive Merkmale des Coming-of-Age-Films besser erkennen und diskutieren.