Inhalt
IRDISCHE VERSE stellt in neun Episoden ein außergewöhnliches Bild vom modernen Iran bzw. Teheran unter einer theokratischen Regierung dar. Der Film folgt neun Figuren aus verschiedenen Klassen und Gender, die alle Opfer einer absurden Bürokratie sind. Jede Episode beschäftigt sich mit einer Situation, die einerseits die Absurdität der heiligen (himmlischen) Regeln und Gesetze in einer modernen und komplexen Gesellschaft skizziert und andererseits das schwierige Alltagsleben für Iraner*innen in Bezug auf Machtkontrolle und politische Gesetze reflektiert. Die neun Personen im Film verkörpern das Leben einer Person im Iran, beginnend mit der Namensgebung eines neugeborenen Kindes und endend mit der Wegnahme eines Hundes im Rentenalter. Der Film zeigt deutlich, wie der Wille einer autoritären Regierung das alltägliche Leben der Bürger*innen beeinflusst.
Umsetzung
Obwohl jede Episode für sich steht, folgt der Film einer symbolischen Chronologie. Er beginnt mit einer Geburt und endet mit dem Tod eines 100-jährigen Mannes. Die Filmemacher versinnbildlichen durch ihre neun Protagonist*innen den Lebenslauf eines Menschen im Iran. Die Inszenierung des Films, mit je einer festen Kameraeinstellung und Mise-en-Scène, führt die Vielfalt der Geschichten harmonisch zusammen. Die Kamera nimmt in allen Episoden die Perspektive des*der Beamt*in/der Behörde ein und versetzt somit die Zuschauer*innen in die Position der Macht. Die Kamera bewegt sich nicht und wir sehen die Beamt*innen nie. Dadurch entsteht das Gefühl, dass die jeweilige Hauptfigur immer unter der Beobachtung der Behörde bzw. der machtvollen Person steht. Sinnlose Situationen und Dialoge wirken sehr stark auf die Zuschauer*innen: obwohl die Geschichten satirisch überspitzt und humorvoll erzählt werden, bleiben Wut und Ärger, da die Episoden die Ungerechtigkeit in einer Gesellschaft spürbar machen.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Die Regisseure und Drehbuchautoren Alireza Khatami und Ali Asgari skizzieren eine kafkaeske Welt, in der absurde Gesetze und irrwitzige Regeln komische, aber schmerzhafte Momente für Bürger*innen verursachen. Dabei verwenden sie Ironie als Stilmittel. Welche Rolle spielt Humor in diesem Film? Die Filmemacher haben eine episodische Struktur für die Erzählung des Films gewählt. Denken die Schüler*innen, dass diese Erzählweise ein breiteres Bild einer Gesellschaft darstellen kann? Die Kamera bewegt sich in diesem Film kaum, und nur die der Macht ausgelieferten Figuren spielen vor ihr. Welche Effekte kann diese Inszenierung bei den Zuschauer*innen erzielen? Gelingt es dem Film, auf diese Weise eine unterdrückte Gesellschaft darstellen? Darüber hinaus können die Schüler*innen diskutieren, wie politische Systeme das Alltagsleben der Menschen beeinflussen und wie Menschen Widerstand zum Ausdruck bringen können.