Inhalt
1942 werden Hilde Coppi und ihr Ehemann Hans von der Gestapo verhaftet und als Mitglieder des Widerstandsnetzwerks „Rote Kapelle“ zu Tode verurteilt. Im Gefängnis bringt die hochschwangere Hilde ihren Sohn zur Welt und kümmert sich einige Monate um ihn, während sie auf ihr gemeinsames Leben mit Hans zurückschaut. Mit IN LIEBE, EURE HILDE greift Regisseur Andreas Dresen (GUNDERMANN) erneut auf das Genre des Biopics zurück, um anhand eines Einzelschicksals ein Stück deutscher Geschichte zu beleuchten. Während Hans und Hildes Widerstandsarbeit – der Versuch, Militärgeheimnisse an sowjetische Geheimdienste zu funken, Flugblatt-Aktionen und die Unterstützung eines sowjetischen Spions – am Rande vorkommen, steht ihre Beziehung im Zentrum. Auch im Gefängnissetting stellt der Film der systemischen Grausamkeit das Zwischenmenschliche entgegen: Der Gestapo-Mann, der Hilde zur Schwangerschaft gratuliert, die Krankenschwester, die bei der Geburt hilft, die Gefängniswärterin, die Hildes Gnadengesuch unterstützt.
Umsetzung
Ausgehend von Hildes Verhaftung zu Beginn des Films folgt dieser abwechselnd zwei Handlungssträngen: Ihr Leben im Gefängnis nach der Geburt ihres Sohnes einerseits, Rückblenden zur Liebesgeschichte mit Hans andererseits. Letztere wird wiederum rückwärts angeordnet von der letzten Begegnung vor der Verhaftung bis zu ihrem Kennenlernen erzählt. Diese alternierenden Zeitebenen werden durch die Farbdramaturgie markiert: Vermitteln in den Gefängnisszenen kalte, ausgewaschene Farbtöne eine Hoffnungslosigkeit, symbolisieren warme, kräftige Farben in den Rückblenden Lebensfreude. Bezeichnend hierfür ist die Zusammenführung beider Ebenen beim letzten Treffen zwischen Hilde und Hans, wo Hilde mit einem roten Kleid Wärme in das trostlose Gefängnis trägt. Darüber hinaus verzichtet der Film ebenso auf Pauschalisierungen wie auf Pathos: Weder werden Hilde und ihre Gefährt*innen heroisch inszeniert, noch ihre Peiniger als Verkörperung des Grauens. Das gelingt nicht zuletzt dank des Verzichts auf Musik – mit Ausnahme eines punktuell eingesetzten Akkordeon-Stücks, das die erwachende Liebe zwischen Hilde und Hans kennzeichnet.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Da der Film keine Hintergründe zur Widerstandsgruppe liefert, sollte zunächst eine Recherchearbeit zur „Roten Kapelle“ erfolgen, vertiefend zu den historischen Figuren Hans und Hilde Coppi. Die Verhörszene zu Beginn des Films bietet sich für eine Sequenzanalyse an: Während die Kamera die meiste Zeit dicht bei Hilde bleibt, erzeugen Off-Sounds wie das Tippen der Schreibmaschine oder die Stimme des Gestapo-Manns, der erst spät im Bild fokussiert wird, eine bedrohliche Atmosphäre. So bleiben die Zuschauenden bei Hilde und erleben die bedrückende Situation aus ihrer Perspektive mit. Übergreifend lässt sich noch der Verzicht des Films auf personifizierte Feindbilder und der Fokus auf Zwischenmenschlichkeit diskutieren: Inwiefern unterscheidet er sich von anderen Filmen, die die NS-Zeit thematisieren? Was bedeutet dieser Ansatz für die Schuldfrage?