Inhalt
„Du musst dich entscheiden“ heißt es für Soheil, einen Jugendlichen, der mit seiner Familie nach Berlin-Wedding zieht. Als Sohn iranischer Juden lernt er dort schnell, seine Kette mit dem Davidstern zu verstecken, und so beginnt sein Doppelleben. Als Graffitisprayer gewinnt er zunehmend Anerkennung und findet in der lokalen, muslimischen Community Freunde. Mit ihnen besucht er zum ersten Mal eine Moschee, lernt ihre Familien kennen und verliebt sich in Selma. Als Soheil nach einer Weile offenbart, dass er jüdisch ist, stößt er auf Unglauben und antisemitische Vorurteile. Die ständigen Zuschreibungen führen letztendlich zur Konfrontation: wie weit geht Freundschaft oder Liebe? Der Film begleitet Soheils Identitätssuche und Auseinandersetzung mit Religionen sowie seinem Glauben, und zeigt auf, wie politische und religiöse Konflikte in der Diaspora weitergeführt werden.
Umsetzung
EIN NASSER HUND zeigt die Spannungen im Leben eines Jugendlichen – die erste Liebe, das Beweisen von Männlichkeit und die große Frage der Zugehörigkeit. Die Kamera begleitet den Protagonisten durch die Originalschauplätze in Berlin-Wedding, untermalt mit lauter Rapmusik und Graffiti in der großen Stadt. Die Darstellung von Kiez- und Schulleben wirkt an vielen Stellen zwar überspitzt, überzeugt jedoch durch die starken Charaktere, deren Gefühlslagen die Zuschauerinnen und Zuschauer mitempfinden können. Inspiriert ist die Handlung vom Leben Arye Sharuz Shalicars, der seine Jugend in Berlin-Wedding verbracht hat und nun in Jerusalem lebt. 2010 veröffentlichte er seinen autobiografiscen Roman „Ein nasser Hund ist besser als ein trockener Jude“, in der er seine Erfahrungen als Jude unter Muslimen erzählt – diese werden im Film in die aktuelle Zeit übertragen.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Als Leitfaden eignen sich die Konflikte, die der Protagonist erlebt: darunter seine jüdische Identität im Konflikt mit seiner Freundschaft und Beziehung, wodurch seine Anerkennung in seinem Umfeld gefährdet wird. Der Film thematisiert Mehrfachdiskriminierung in verschiedenen Teilen der Gesellschaft – so tauchen Symbole und Zuschreibungen aufgrund von Äußerlichkeiten auf. Dass es Diskriminierung innerhalb marginalisierter Gruppen gibt, zeigt sich durch die antisemitischen Vorurteile, mit denen der Protagonist konfrontiert wird. Anknüpfend an seine Familiengeschichte kann der Begriff „jüdisch“ und dessen vielseitige Bedeutung erarbeitet werden. Ein kritischer Umgang mit der Inszenierung der Charaktere und Darstellung der Gewaltbereitschaft – und somit der verbreiteten Narrative von migrantischen Jugendlichen ¬– ist hierbei angemessen. Diese treten im Film stets proletenhaft auf und beschimpfen und verprügeln sich gegenseitig sowie andere. Anknüpfend kann im Vergleich untersucht werden, wie die Darstellung von migrantischen Menschen In anderen Filmen/ Medien geschieht und welche realen Folgen das für Betroffene hat oder haben könnte. Auch ist eine Aufarbeitung des Nahostkonflikts wichtig, da dieser im Film angeschnitten, jedoch nicht vertieft wird.