Inhalt
Täglich erfährt die dreizehnjährige Anne am eigenen Leib, wie sich die Situation der jüdischen Bevölkerung in Amsterdam nach der Besetzung der Niederlande durch deutsche Truppen verschlechtert. Am 12. Juni 1942 schließlich muss Anne mit ihren Eltern und ihrer älteren Schwester Margot in ein abgeschottetes Hinterhaus einziehen, das ihr Vater in monatelanger Arbeit als Versteck eingerichtet hat, um die Familie vor den drohenden Deportationen zu schützen. Es dauert nicht lange, bis auch Freunde von Annes Vater mit ihrem Sohn sowie ein jüdischer Arzt bei ihnen Zuflucht finden. In ihrem Tagebuch hält Anne all ihre Beobachtungen und Gefühle fest – und findet in ihrer fiktiven Freundin Kitty eine Gesprächspartnerin, der sie sich anvertrauen kann.
Umsetzung
Das Kriegsgeschehen an sich rückt eher in den Hintergrund der weitgehend als Kammerspiel angelegten Literaturadaption. Stärker herausgearbeitet werden stattdessen Annes Abneigung gegen ihre Mutter, der Streit mit ihrem Vater, ihr Wunsch, eine junge Frau zu werden, ihre erste Liebe, ihre ersten sexuellen Erfahrungen. So erzählt der Film vom Erwachsenwerden unter höchst schwierigen Bedingungen, ohne Bewegungsfreiheit und Entfaltungsmöglichkeiten und unter stetiger Beobachtung der Eltern. Während das Drehbuch die Tagebucheinträge in Dialoge oder direkte Reden übersetzt und dabei in der Wortwahl auch das Altmodische bewusst beibehält, sucht die Kamera eine große Nähe zu Anne. Aus den gedämpften Farben des Szenenbilds sticht gelegentlich nur Annes rotes Kleid hervor, das ihre Lebensfreude sichtbar macht.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Spannend ist die Neuverfilmung vor allem, weil sie historische Rahmenbedingungen stimmig mit Themen des Erwachsenwerdens verbindet und so Anknüpfungspunkte auf mehreren Ebenen bietet. Zum einen kann im Geschichtsunterricht besprochen werden, auf welche Ereignisse des Zweiten Weltkriegs der Film Bezug nimmt und wie er diese in die Handlung einfließen lässt. In diesem Kontext sollte zudem diskutiert werden, inwieweit der Film bekannte Klischees reproduziert – etwa anhand der Schlussszene des Films. Zum anderen aber können auch die subjektive Sicht von Anne und deren alterstypischen Gedanken, Sorgen und Nöte im Mittelpunkt stehen. Dabei können insbesondere die Themen Identität und Selbstverantwortung zur Sprache kommen, die sich wie ein roter Faden durch die Handlung ziehen. Im Fach Deutsch bietet sich darüber hinaus ein Vergleich mit der Tagebuch-Vorlage sowie eine Auseinandersetzung mit deren Rezeptionsgeschichte und den unterschiedlichen Fassungen an. Berücksichtigt werden können aber auch frühere Filmadaptionen und deren Schwerpunkte.